Der Austausch von Daten zwischen mobilen Endgeräten und die Synchronisation mit der Cloud gehört heutzutage zu den selbstverständlichen Grundlagen im beruflichen und privaten Alltag, kann aber – zum Beispiel im Katastrophenfall – auch lebenswichtig werden. Was aber macht man, wenn das Netz überlastet oder ganz zusammengebrochen ist? Die Lösung kommt aus Düsseldorf und heißt D2D Connect.
Düsseldorf, Juli 2017 – Nicht Bitcoins, Dollars oder Euros sind die eigentliche Währung unserer heutigen Informationsgesellschaft, sondern Daten. Deren Verwaltung, Austausch und Synchronisation ist für die Produktivität von Unternehmen inzwischen zur Schlüsselfrage geworden. Aber nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Rettungskräfte und Hilfsorganisationen sind – besonders in Katastrophenfällen – auf den sicheren Austausch von Dokumenten, Daten und Informationen angewiesen.
Alle aktuellen diesbezüglichen Lösungen – wie etwa Dropbox, Apple iCloud, Owncloud oder Cloudme – erfordern dazu jedoch eine stets aktive Verbindung zur Cloud oder zum Server, um die Daten zu übermitteln und zu synchronisieren. Was aber passiert, wenn das Netz durch zu viele Nutzer, etwa bei einer Großveranstaltung wie einer Messe, überlastet ist , oder – durch Unwetter oder anderweitig bedingte Ursachen – sogar ganz ausfällt? Oder wenn Sie sich in einem Teil der Welt aufhalten, wo gar kein Netz vorhanden ist? Mehrere Jahre lang hat die Düsseldorfer dal33t GmbH, Entwickler der erfolgreichen File Sync&Share-Lösung PowerFolder, zusammen mit der „Arbeitsgruppe für Technik sozialer Netzwerke der Universität Düsseldorf“ – und gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium – daher eine neue Technologie entwickelt, mit denen Daten auch ohne ein zentrales Netzwerk ausgetauscht werden können.
PowerFolder hat die Lösung
Das Ergebnis heißt „D2D Connect“ – eine Lösung, die eine zuverlässige und sichere Synchronisation von Daten zwischen mobilen Endgeräten komplett ohne Internetverbindung ermöglicht. Diese Technologie nutzt dazu dezentrale, von den Geräten selbst aufgebaute, opportunistische Mesh-Netzwerke zwischen den einzelnen Teilnehmern in Funkreichweite; die Daten werden dabei mittels sicheren Peer-to-Peer-Verteilstrategien zugriffsgeschützt übertragen. So können auch ohne Zugang zu einem gemeinsamen WLAN oder ganz ohne Internetverbindung große Dateimengen schnell in Gruppen per mobilem Endgerät ausgetauscht werden – und das ohne Umwege über nicht zu kontrollierende Geräte oder Verbindungen. Christian Sprajc, CEO der dal33t GmbH: „Gerade in Firmen mit sehr hohen Sicherheitsanforderungen ist der mobile Datenaustausch über selbst aufgebaute Netzwerke besonders wichtig, da er sehr sicher abläuft und viele Möglichkeiten zur Industriespionage ausschließt.“ So können dann zum Beispiel die Mitarbeiter eines Unternehmens auf einer Fachmesse trotz Netzüberlastung untereinander in Kontakt bleiben und sensible Firmendaten austauschen – oder diese auch ihren Kunden übermitteln, ohne Gefahr zu laufen, dass dabei die Konkurrenz mitliest. Bei Natur- oder anderen Katastrophen, bei denen Netze sogar komplett ausfallen, würden Hilfsmannschaften lebenswichtige Informationen wie etwa kurzfristig aktualisiertes Kartenmaterial oder Fotos trotzdem an die Einsatzzentrale vor Ort weiterleiten können. Aber auch in Bildungs- oder medizinischen Einrichtungen – vor allem beim Einsatz in der Dritten Welt, wo stabile Netze nicht die Regel sind – könnte D2D Connect eine große Hilfe sein.
D2D Connect denkt weiter in die Zukunft
Der Austausch zwischen mobilen Endgeräten wie Tablets und Smartphones mittels einer App für iOS und Android ist aber erst der Anfang. Mit Hilfe von D2D Connect soll mittelfristig auch die Kommunikation im „Internet der Dinge“ effizienter und vor allem auch sicherer und unabhängig von externen Einflüssen gestaltet werden. Gerade die Entwicklung der letzten Monate hat gezeigt, wie anfällig dieses „IoT“ (Internet of Things) ist, wurden doch schlecht gesicherte Geräte wie Drucker, Kühlschränke und Fernseher, aber auch komplette Gebäudesicherungssysteme immer wieder von Hackern zu riesigen Botnetzen verknüpft. D2D Connect könnte die Kommunikation zwischen diesen Geräten, aber auch zwischen Fahrzeugen oder Industrieanlagen in dynamischen Netzen vereinfachen und automatisieren – selbst in Umgebungen, in denen der Datenaustausch über die klassische Infrastruktur entweder nicht möglich oder aus Sicherheitsgründen gar nicht erwünscht ist. Damit wird D2D Connect auch zu einem wichtigen Baustein in der „Industrie 4.0“ werden.
Über die Arbeitsgruppe für Technik sozialer Netzwerke der HHU Düsseldorf
Die Arbeitsgruppe für Technik sozialer Netzwerke wird geleitet von Herrn Jun.-Prof. Dr.-Ing. Kalman Graffi als Teil des Instituts für Informatik in der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.
Die Arbeitsgruppe umfasst sieben Doktoranden und erforscht selbst-organisierende Protokolle und Mechanismen, die es ermöglichen, eine hohe Anzahl von dezentral zur Verfügung stehenden unzuverlässigen Ressourcen für hochwertige Infrastrukturdienste nutzbar zu machen. Zielanwendungen sind dabei dezentrale Datendienste, hochskalierende Kommunikationsinfrastrukturen und soziale Netzwerke für die Online-Partizipation. Jun.-Prof. Dr.-Ing. Kalman Graffi ist Academics.de – Nachwuchswissenschaftler des Jahres und Mitglied der Deutsch-Arabischen Jungen Akademie der Wissenschaften.